Die Gesellschafterversammlung der Gematik fasste gestern einen „klaren Beschluss mit deutlicher Stimmenmehrheit“, um den Weg für eine Nutzung des elektronischen Rezeptes (E-Rezept) auf Basis der regulären elektronischen Gesundheitskarte (eGK) zu ermöglichen. Das sagte Markus Leyck Dieken, Geschäftsführer der Gematik, im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt.
„Diesen Beschluss haben die Gesellschafter relativ eindeutig getroffen. Damit haben wir die Beauftragung bekommen, das technisch umzusetzen, was der dritte Einlösungsweg für das digitale Rezept in Deutschland werden wird“, erläuterte Leyck Dieken. Mit der E-Rezept-App und dem Papierausdruck des Rezeptcodes gibt es derzeit zwei Einlösewege für ein E-Rezept.
Bis Herbst/Winter soll die technische Referenzumgebung seitens der Gematik erarbeitet sein – dann müsse die IT-Industrie die Software entsprechend anpassen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) habe bezüglich des Datenschutzes keine Einwände angemeldet.
„Dabei ist wichtig zu beachten, dass diese Lösung dazu führt, dass Menschen in der Bevölkerung, die nicht digital affin sind, das E-Rezept dann auch gut nutzen können.“ Zudem ermögliche das Verfahren eine „Fernentgegennahme“. Leyck Dieken verwies hierzu beispielhaft auf „Weiterverordnungen oder Verordnungen aus Videosprechstunden heraus“.
Aufgrund des Ausstieges der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) aus der Rolloutphase des E-Rezeptes werde man sich in der kommenden Gesellschafterversammlung nochmals mit den definierten Erfolgskriterien zum weiteren Rolloutplan befassen.
Diese Kriterien müssten nun den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Als „bedauerlich und unnötig“ bezeichnete Leyck Dieken den Rückzug der KVSH. „Es gibt ausreichend gute und schlüssige Möglichkeiten der E-Rezept-Einlösung.“
Bezüglich der Diskussion um den Konnektorentausch habe man gestern nochmals alle Alternativen vorgestellt und erläutert, so der Gematik-Geschäftsführer. „Die Gesellschafter haben alle Alternativen zum Austausch der Konnektoren betrachtet und bestätigt, dass die im Februar 2022 gefällte Entscheidung zum Konnektorentausch weiterhin die aktuell beste Lösung ist.“
„Für die Geräte, die ab September 2023 ablaufen, sollen aber Alternativen möglich werden, wie ein TI-Anschluss künftig aussehen kann. Dies umfasst den Konnektortausch, eine Laufzeitverlängerung der TI-Geräte oder aber ein Anschluss über ein Rechenzentrum.“
„Diese Möglichkeit kommt natürlich nur in Betracht, wenn man den wirtschaftlichen Anreiz dafür setzt, dass nicht nur der Konnektortausch, sondern auch die beiden anderen Lösungen für die Industrie attraktiv sind“, sagte Leyck Dieken.
„Deshalb hat die Gematik-Gesellschafterversammlung den Bundesmantelvertragspartnern empfohlen, das Finanzierungsmodell für die sichere Anbindung an die Telematikinfrastruktur entsprechend anzupassen.“
Von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hieß es heute auf Nachfrage, die gestrige Gesellschafterversammlung habe „keine Klarheit gebracht“, welche möglichen Alternativen eines Konnektorentausches verbindlich bestehen.
Es sei von der Mehrheit der Gesellschafter vielmehr ein Beschluss getroffen worden, wonach die Gematik bis September 2023 Zeit habe, Aussagen zu möglichen Alternativen zu treffen. „Dieser Beschluss lässt die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen aktuell vollkommen im Unklaren, was verbindliche Aussagen zu möglichen Alternativen eines Konnektorentauschs angeht“.
Die KBV betonte, man habe konsequent mit „Nein“ gestimmt. Durch Mehrheitsbeschluss sei aber letztlich ein Austausch der Konnektoren zementiert worden – zumindest bis September 2023. Dass die Gematik zudem Rahmenvorgaben für die Finanzierung an die zuständigen Vertragspartner vorgebe, zeigt aus Sicht der KBV erneut das „vorherrschende Missverständnis einer Technikzentrierung, der sich alles unterordnen solle“.
Quelle: Ärzteblatt