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Prof. Dr. Keywan Sohrabi erläutert Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus die Funktionen der von der THM entwickelten Parkinson-App. (Foto: THM)

Digitalministerin informiert sich über App für Parkinson-Patienten an der THM

Das idiopathische Parkinson-Syndrom ist eine der häufigsten chronisch neurodegenerativen Erkrankungen, die besonders Über-65-Jährige betrifft. Das Syndrom hat erheblichen Einfluss auf den Alltag. Um frühzeitig eine Verschlechterung im kognitiven, motorischen und visuellen Bereich durch einen Krankheitsschub zu erkennen, soll mittels einer Projektkooperation zwischen dem Fachbereich Gesundheit der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) und der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) in Marburg eine App entwickelt werden, die Dank Künstlicher Intelligenz ein Langzeit-Monitoring im häuslichen Umfeld ermöglicht. Das Projekt „ParkinsonHessen-Digital“ wird aus dem Geschäftsbereich der Hessischen Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung mit rund 550.000 Euro aus dem Programm Distr@l gefördert. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat sich heute vor Ort über das Projekt bei Prof. Dr. Keywan Sohrabi vom Fachbereich Gesundheit der THM und seinem engagierten und interdisziplinären Team informiert.

KI-Zukunftsagenda mit Schwerpunkt Themenfeld Gesundheit

„Telemedizin und digitale Anwendungen können Erleichterungen bei der Behandlung insbesondere chronisch Erkrankter bringen. Digitalisierung in Kombination mit Künstlicher Intelligenz kann ein längeres, gesünderes und sicheres Leben zu Hause ermöglichen. Gerade für den ländlichen Raum mit weiten Wegen oder immobil Erkrankten kann die Digitalisierung hier wertvolle Hilfestellungen leisten“, sagte Ministerin Sinemus. „Deshalb legen wir sowohl bei unserem Förderprogramm Distr@l als auch bei unserer KI-Zukunftsagenda einen Schwerpunkt auf das Themenfeld Gesundheit. Denn in der Medizin erleben die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar den Nutzen Künstlicher Intelligenz.“ Durch das Förderprogramm Distr@l werden aktuell 19 E-Health Projekte mit einem Fördervolumen von mehr als 7 Millionen Euro unterstützt. Das sind knapp 20 Prozent aller durch Distr@l geförderten Projekte und knapp 25 Prozent des bisher bewilligten Fördervolumens.

App auf Rezept erkennt Therapielücken

Beim Besuch an der THM stellte das Projektteam die Nutzung der entwickelten App sowie die Datenerhebung für das Langzeitmonitoring und die anonymisierte wissenschaftliche Forschung vor. Zudem wurden die aktuellen Arbeiten am Modul Sprachanalyse und -steuerung sowie an der Detektion der Handumdrehungen anhand eines Roboterarms präsentiert. Unter anderem sind mit der App Tests zu motorischen und visuellen Fähigkeiten sowie zur automatischen Bewegungs-/ Körper- und Gesichtserkennung möglich. Dank der App können die Erkrankten zu Hause ein Langzeit-Monitoring vornehmen, um frühzeitig Verschlechterungen durch einen Krankheitsschub zu erkennen. Denn um den Krankheitsverlauf aufzuhalten beziehungsweise zu verlangsamen, muss die Behandlung schnell angepasst werden. Dies erfolgt aber häufig nicht, da die Patienten gar nicht oder nur in größeren Abständen den Facharzt aufsuchen. „Wir haben also eine spürbare Daten-Lücke“, sagte Prof. Dr. Keywan Sohrabi. „Mit einer App und speziellen Tests können die Patienten nun eine Art Daten-Tagebuch führen, um diese Lücke zu füllen – und eine gegebenenfalls nötige Anpassung der Therapie schnell zu erkennen.“

Gesundheitsversorgung gerade im ländlichen Raum sicher stellen

Ziel des Projekts „ParkinsonHessen-Digital“ ist die Entwicklung einer Digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA) und die Ausgründung eines neuen Unternehmens durch das geförderte Gründerteam. DiGAs können seit Ende 2019 als Medizinprodukt zertifiziert werden, so dass eine Verschreibung auf Rezept durch einen Arzt möglich ist. Begleitet wird das Projekt auch durch das Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health Hessen. Dieses unterstützt im Zuge einer Absichtserklärung gemeinsam mit dem Forschungscampus Mittelhessen einige ausgewählte Projekte in der Erarbeitung von Leitfäden, Vorbereitung von Veranstaltungen und Präsentation oder durch die Bereitstellung einer datenschutzsicheren und kostenfreien Kommunikationsplattform. Die Unterstützung ist im Themenfeld „KI trifft Gesundheit“ in der hessischen KI-Agenda festgehalten. „Solche innovativen Lösungen sind erforderlich, um die Gesundheitsversorgung – gerade im ländlichen Raum – sicher zu stellen“, sagte Prof. Dr. Matthias Willems, Präsident der THM. Er zeigte sich erfreut, dass das Projekt auf den unmittelbaren Patientennutzen in deren Alltag ziele.

Der Besuch der Ministerin ist Teil der Aktionswoche „Alter besser machen“ der Hessischen Landesregierung.